Jugendherberge
Wir haben exzellent geschlafen! Die Dusche war allerdings etwas gewöhnungsbedürftig. Es handelt sich dabei um einen kleinen „Container“ (oder ein Modul) mit Dusche und WC, der nachträglich eingebaut wurde, damit man nicht in die Sammeldusche muss. Von außen sieht man das gar nicht, alles ist von außen normal tapeziert, es gibt eine Tür, nur innen sind die Wände komplett aus Kunststoff und man sieht, dass alles aus einem Stück ist. An sich ja nicht schlecht. Der Duschvorhang klebt einem allerdings immer am Körper und aus der Dusche kommen nur ungefähr drei Strahlen, unter denen man immer herumtanzen muss, um nass zu werden… Fazit: Man sollte immer einen Reserve-Duschkopf dabei haben.
Das Frühstück hat uns dann aber entschädigt. Es gab verschiedene Brötchen, Brot, Müsli, Corn-Flakes etc., Aufschnitt (diverse Sorten), Käse (diverse Sorten), zwei verschiedene Konfitüren, Nuspli, Butter, Margarine, Frischkäse, Schmelzkäse… habe ich noch etwas vergessen? Es war jedenfalls sehr reichhaltig. Dazu natürlich Kaffee, Tee, Wasser, Milch, Kakao – was will man mehr? Und die Mitarbeiter sind alle super nett und hilfsbereit.
Königszinne
Nachdem wir uns gestärkt hatten, haben wir uns fertig gemacht und sind erstmal zur „Königszinne“ hinaufgestiegen. Der Aussichtsturm „Königszinne“ befindet sich auf 257m. Der Höhenunterschied zum Talort Bodenwerder beträgt rund 164m. Für uns war es nicht ganz so viel, da wir ja von der Jugendherberge aus gestartet sind, die ja schon auf dem Berg liegt.
Nach ca. 20 Minuten hatten wir unser Ziel bereits erreicht. Dies war dann auch unsere einzige „Wanderung“ in diesem Urlaub. Sascha hat einen Leistenbruch und muss Anstrengungen meiden. Rucksack tragen etc. ist auch nicht drin. Der Weg hier rauf ging aber ganz gut.
Die Königszinne ist ein Aussichtsturm, der zu Ehren des letzten Königs von Hannover, Georg V., 1863 errichtet wurde. Er besteht aus Sandstein, der direkt hinter dem Turm gebrochen wurde. Das kann man auch noch ganz gut erkennen, wenn man ein bisschen durch den Wald streift. Überall finden sich die alten Sandsteingruben. Der Turm sieht aus wie der Turm einer alten Burg, was ganz dem damaligen Zeitgeschmack entsprach. Die alten Zeiten wurden romantisiert, und im ausgehenden 19. Jahrhundert suchte man zunehmend die deutsche Nationalität in der germanischen Vergangenheit. Das werden wir morgen auch noch einmal übergroß sehen.
Auf jeden Fall hat man von der Zinne aus einen herrlichen Blick in das Wesertal und auf Bodenwerder. Man kann hier noch weitere Ziele erwandern, es gibt einige Wegmarkierungen, aber leider wird daraus diesmal nichts. Wir müssen also unbedingt wieder kommen.
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Hameln
Nach dieser kurzen Wanderung ging es dann nach Hameln. Da das Weserbergland nicht von Autobahnen oder anderen großen Straßen durchschnitten ist (was für die Landschaft natürlich toll ist), kurvt man auf Landstraßen über die Dörfer wenn man von A nach B will. Dabei sieht man aber auch einige schöne Dinge. Leider auch viel Leerstand und heruntergekommene Gebäude.
In Hameln haben wir wieder einen schönen Parkplatz in der Nähe des Zentrums gefunden. Nach nur wenigen Schritten waren wir am Pferdemarkt. Viele schöne alte Häuser, Restaurants, Läden, Cafés und und und. Hameln hat etwas mehr als 56.000 Einwohner und ist Kreisstadt des Landkreises Hameln-Pyrmont. Gesiedelt wurde hier schon in der Steinzeit. Um 802 oder 812 bauten der sächsische Graf Bernhard und seine Frau Christina auf ihrem Gut Hameln eine sogenannte Eigenkirche (s. Wikipedia), später fiel das Gut an die Kirche, da Graf und Gräfin keine Nachkommen hatten. Es entstand ein Kloster und um 1200 wurde erstmals Hameln als Stadt erwähnt. Das ist jetzt vielleicht etwas gerafft, aber wer mehr wissen will, schlägt einfach bei Wikipedia nach.
Bekannt wurde Hameln vor allem durch die Rattenfänger-Sage. Ich gehe mal davon aus, dass die jeder kennt. Man nimmt heute an, dass es sich bei dem Rattenfänger um einen Werber für die Ostbesiedelung gehandelt hat, der junge Leute für die Siedelung im Osten angeworben hat. Man vermutet, dass diese Jung-Bürger in das heutige Brandenburg ausgewandert sind. Heute nennt sich Hameln jedenfalls „Rattenfängerstadt Hameln“. Und auch Hameln liegt natürlich an der Weser.
Weserrenaissance
Egal wo man im Weserbergland ist, es fallen einem sofort die wunderschönen alten Häuser auf. Einige sind prächtig restauriert, andere modern leider vor sich hin, ihre Schönheit lässt sich dennoch erahnen. Der Weserrenaissance-Stil variiert jedoch ein wenig, je nachdem, ob es sich um ein Schloss, Rathaus, Bürgerhaus etc. handelt. Es gibt ganz typische Sandsteinbauten wie das Schloss Hämelschenburg (dat krieje mer späder) oder Fachwerkhäuser mit aufwendiger Bemalung. Manchmal wird auch kombiniert. Ich bin kein Architekturexperte, wer sich dafür Interessiert, findet einiges bei Wikipedia. Jedenfalls begegnen einem überall wunderschöne Häuser, und man kommt aus dem Fotografieren nicht mehr raus.
Was wir gemacht haben
Wir waren heute faul. Erstmal waren wir shoppen und haben auch ein paar schöne Dinge gefunden, wie z.B. einen tollen Reiseführer Weserbergland. Die Stadtgalerie am Pferdemarkt ist ein kleines feines Einkaufszentrum, das von außen nicht viel hermacht. Dafür staunten wir umso mehr, als wir drinnen ein modernes Einkaufszentrum mit allerlei Läden entdeckten. Uns zog es zu Thalia (s.o. Reiseführer). Und da das Wetter so schön war, mussten wir schnell wieder raus. Mit unseren neuen Büchern setzten wir uns in ein Café, das Brunnen Café direkt am Markt. Es war so schön, dass wir gar nicht mehr aufstehen wollten. So faul waren wir wirklich lange nicht mehr. So eine schöne Stadt und wir sitzen hier rum.
Wir sind dann aber doch noch ein wenig durch die Stadt gelaufen und haben es sehr genossen. Ab und an waren wir in einem kleinen Laden. Bis, ja bis Alex zum Aufbruch gemahnte, er wollte nämlich unbedingt noch schwimmen gehen.
Hufelandtherme
Weiter ging es nach Bad Pyrmont – wieder über die Dörfer – in die Hufeland Therme. Der Parkplatz war gut gefüllt, was uns ein wenig Angst machte. Ein überfülltes Schwimmbad ist furchtbar. Vom Parkplatz aus gesehen wirkt das Gebäude recht klein. Das liegt daran, dass die Anlage am Hang liegt, das Dach begrünt ist und man daher nur wenig vom gesamten Gebäude sieht. Alles schmiegt sich an den Hang und fließt geradezu in die Landschaft. Vom Außenbecken hat man denn auch einen herrlichen Blick in die Landschaft. Doch noch sind wir ja gar nicht drinnen.
Für drei Stunden haben wir für uns drei 27 Euro bezahlt, inklusive Sauna. Das fanden wir recht günstig. Am Ende haben wir uns aber so wohl gefühlt, dass wir länger geblieben sind und etwas nachzahlen mussten.
Wir haben uns recht schnell zurechtgefunden. Da es eine reine Therme ist, gibt es kein Becken, in dem man seine Bahnen ziehen kann. Es werden aber Aqua-Fitness-Kurse angeboten. Einige sind im Preis mit drin. Draußen war Warmbadetag, man fühlte sich fast wie in der Badewanne. Der Saunabereich ist auch klasse, es gibt mehrere Saunen drinnen und draußen drei oder vier Saunen in Blockhäusern im sogenannten Saunagarten. Es gibt mehrere Duschen und Tauchbecken zum Abkühlen, sowohl drinnen als auch draußen. Überall stehen viele Liegen, wir haben immer ein Plätzchen gefunden. Richtig toll fand ich den Ruheraum mit tollem Ausblick und fantastischen Liegemöglichkeiten inklusive Decken. Sogar einen Kamin gibt es dort.
Natürlich kann man im Saunabereich auch etwas essen und trinken. Wasser gibt es kostenlos aus einem Spender. Alles andere muss man extra bezahlen (Chip am Schrankschlüssel). Alex hat hier noch etwas gegessen, wir haben nur Flüssigkeit nachgefüllt. Den Namen des Bistros fanden wir etwas merkwürdig: „Zum letzten Aufguss“… Was wollen uns diese Worte sagen?
Wie gesagt, wir waren länger dort als geplant. Am Ausgang wird der Chip ausgelesen, und man bezahlt die Mehrzeit und Speisen und Getränke etc. Entgegen unserer Befürchtung war es nicht überfüllt. Wo auch immer all die Menschen waren, wir wissen es nicht.
Als wir rauskamen war es schon dunkel. Das Abendessen in der Jugendherberge würden wir verpassen, aber Alex hatte ja schon gegessen, und Sascha und ich hatten keinen Hunger. Im Dunkeln ging es nun über die Dörfer zurück nach Bodenwerder. Und was bei Tage idyllisch wirkt, ist in der Dunkelheit ein wenig beängstigend. Die Straßen sind recht kurvig, teilweise steil und häufig fehlt ein Mittelstreifen. Das hindert die Einheimischen aber nicht daran, uns in halsbrecherischem Tempo zu überholen. Sehr gruselig das Ganze. Aber wir haben es ja heil in die Jugendherberge geschafft.