Am 15.10.2014 war Kultur angesagt. Wir machten einen Ausflug ins Lipperland, in den Teutoburger Wald. Die Externsteine und das Hermannsdenkmal standen auf dem Programm und das bedeutete wieder viel Autofahren. Auf nach Nordrhein-Westfalen.
Als erstes ging es zu den Externsteinen. Sie werden auch oft als ein Kraftort Deutschlands bezeichnet, also ich hab‘ da nix gemerkt. Aber beeindruckend sind sie schon. Wer da mal hinfahren möchte, gibt ins Navi „Horn-Bad Meinberg“ ein und folgt dann der Beschilderung. Es gibt direkt bei den Steinen einen riesigen Parkplatz, und wir waren heilfroh, dass wir nicht in der Hochsaison hier waren. Es standen da zwar ein paar Autos, aber das war noch überschaubar. Laut Wikipedia besuchen jährlich zwischen einer halben und einer Million Menschen die Externsteine! Ganz viele Besucher kommen auch am 1. Mai und zur Mittsommernacht und feiern dort. Eine Kollegin von Sascha kannte das aus Erzählungen von Kommilitonen aus Uni-Tagen. Seit 2010 sind allerdings das Zelten und offenes Feuer an den Externsteinen verboten.
Da es sich hier um einen touristisch interessanten Ort handelt, gibt es hier auch alles was Touristen wünschen: Souvenierladen, Info-Büro, Ausflugslokal. Als wir da waren, war allerdings alles verlassen, das Wetter war aber auch nicht das Beste.
So, jetzt erstmal ein paar Fakten: Bei den Felsen handelt es sich um eine Sandstein-Felsformation (Osning-Sandstein) im Teutoburger Wald. Am Fuße der ganz rechts gelegenen Felsen befindet sich der Wiembecke-Teich, hier wurde der Fluss Wiembecke künstlich aufgestaut. Ursprünglich (vor ganz, ganz langer Zeit) lagen die Gesteinsschichten waagerecht. Dann kam die saxonische Rahmenfaltung, also eine Auffaltung der Erdkruste und stellte die Gesteinsschichten senkrecht. Dass die Externsteine jetzt so aussehen, wie sie aussehen, liegt an der sogenannten Wollsackverwitterung (ich liebe dieses Wort!) und anschließender Erosion.
Der höchste Fels ist 47,7m hoch. Die Felsen bilden eine Linie und liegen am Beginn des Eggegebirges. Wandert man um den Teich, so findet man im Wald noch weitere kleinere Felsen, die auch in dieser Linie liegen. Ob daher auch der Name „Externsteine“ von Egersteine oder Eggersteine kommt, ist umstritten. Wobei Egge die mittelniederdeutsche Bezeichnung für einen lang gestreckten Hügelkamm ist. Würde also passen.
Sicher ist jedoch, dass die Steine die Menschheit schon lange faszinieren. Das Kreuzabnahmerelief, das sich unten an den Steinen ganz rechts findet, wird in die Zeit zwischen 1130 und 1160 datiert. Aber auch schon früher sollen Menschen dort gewesen sein. Im 17. Jahrhundert errichtete Graf Hermann Adolf zu Lippe-Detmold am Fuße der Externsteine ein Jagdschloss, das aber bereits 1810 wieder abgerissen wurde. (Übrigens von einer Frau! Fürstin Pauline. Also, ich meine nicht persönlich, aber die hat es angeordnet.) Ebenfalls im 17. Jahrhundert wurden wohl die ersten Treppen angelegt. Vielleicht gab es aber auch schon ältere. Der Teich wurde 1836 aufgestaut. Irgendwann wurde auch der sogenannte Wackelstein befestigt – man kann ja nie wissen. Dass sich später auch die Nationalsozialisten für die Externsteine interessierten, braucht wohl nicht extra erwähnt zu werden. Wir kennen ja alle Indiana Jones… 😉 Das muss jetzt reichen, wer mehr wissen will, schaut einfach mal ins Internet, die Informationsfülle ist riesig.
Will man die ganz rechten Steine besteigen, muss man übrigens Eintritt bezahlen. Wir haben hier auch gleich für den „Hermann“ mitgelöst. Das kommt dann billiger.
Als wir da waren, hat ein Straßenmusikant auf Flöte und Didgeridoo gespielt. Das passte irgendwie ganz gut.
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Weiter ging es zum Hermann, wie das Hermannsdenkmal liebevoll genannt wird. Man fährt am besten einfach Richtung Detmold und achtet auf die Schilder. Auch beim Hermann gibt es natürlich einen riesigen Parkplatz. Und auch hier gibt es – laut Wikipedia – jährlich mehrere hunderttausende Besucher. Die meisten koppeln wohl auch Externsteine und Hermann – wie wir eben.
Jetzt wieder Fakten, Fakten, Fakten:
Das Denkmal wurde zwischen 1838 und 1875 erbaut und am 16. August 1875 eingeweiht. Der Erbauer war Ernst von Bandel, der ein Jahr nach Fertigstellung starb. Die Figur des Hermann ist 26,57m hoch. Sie besteht aus einer Eisenrohrkonstruktion, die mit Kupferplatten verkleidet ist. Inklusive der Platte, auf der die Statue steht, wiegt Hermann 42,80 Tonnen (so viel wie 53 Elche). Das Schwert ist 7m lang und wiegt 550kg. Auf dem Schwert steht: DEUTSCHE:EINIGKEIT:MEINE:STAERKE
MEINE:STAERKE:DEUTSCHLANDS:MACHT. Auf dem Schild steht: Treufest.
Insgesamt ist das Denkmal 53,46m hoch, und damit ist es die höchste Statue Deutschlands. Bis 1886 war es sogar die höchste Statue der Welt. Über der Kuppel befindet sich der Besucherumlauf. Das Hermannsdenkmal steht auf dem Berg Grotenburg (386m). Auf dem Berg befand sich auch eine Ringwallanlage, die ebenfalls Grotenburg genannt wurde bzw. wird, denn Reste sind noch vorhanden. Allerdings wurden aus dem Wall viele Steine für den Bau des Denkmals entnommen, so dass der Wall stark beschädigt wurde.
Wer ist oder war nun dieser Hermann? „Das Denkmal soll an den Cheruskerfürsten Arminius und die sogenannte Schlacht im Teutoburger Wald erinnern, in der germanische Stämme unter Führung von Arminius (Lateinisch, auf Deutsch: Hermann, Armin und auch Irmin Alt-Niederdeutsch) den römischen Legionen unter Publius Quintilius Varus im Jahre 9 eine entscheidende Niederlage beibrachten.“ (Quelle: Wikipedia)
Ernst von Bandel, der „Erfinder“ des Hermanns setzte sein ganzes Vermögen für den Bau des Denkmals ein. Zusätzlich sammelte er überall Spenden. Es entstanden auch überall in Deutschland Vereine, die Gelder für das Denkmal sammelten. Während und nach der Märzrevolution (1848) war das Interesse am Bau des Denkmals erloschen, und der Bau ruhte bis 1863. Erst mit Gründung des Deutschen Reichs nach dem Deutsch-Französischen Krieg erwachte das Interesse erneut. Jetzt kamen auch Großspenden vom deutschen Reichstag und Kaiser Wilhelm I. Ernst von Bandel lebte zeitweilig direkt an der Baustelle in einer kleinen Hütte. Diese sogenannte Bandel-Hütte kann besichtigt werden.
Hier lasse ich es genug sein, wer mehr wissen will: Internet, Google, Wikipedia… Da findet sich dann auch noch einiges zur „Deutsch-französischen Erbfeindschaft“ und ob der Schwertarm wirklich Richtung Frankreich zeigt. Auch die Nationalsozialisten fanden den Hermann natürlich toll.
Wir sind die Wendeltreppe zum Besucherumlauf hinauf gestiegen. Von oben hat man natürlich einen phänomenalen Blick über das Land. Es sind auch einige Hinweistafeln angebracht, damit man weiß, was man sehen sollte. Das Wetter war aber richtig schlecht geworden und oben bei Hermann bluste der Wind ganz ordentlich. Und kalt war es. Wir waren auch auf der Aussichtsplattform und haben Hermann von unten beguckt. Wenn man vom Parkplatz hoch wandert, sieht man Hermann übrigens von hinten. Sehr nett. Vom Parkplatz aus sieht man ihn sogar gar nicht. Was einen echt wundert, weil er doch so groß ist.
Übrigens: Eine kleinere Version des Denkmals befindet sich im Miniatur-Wunderland in Hamburg und dort im Ort Hermannstal.Was gibt es sonst noch zu sehen? Ich zitiere hier mal von der Hermann-Homepage:
- Tourist-Info am Hermannsdenkmal mit kostenfreiem Kino
- Waldbühne mit internationalem Kulturprogramm
- Bandel-Museum, Geschichte des Erbauers und des Denkmals
- Familien- und kinderfreundliche Spielplätze
- Bewachte und teilweise schattige PKW- und Bus-Parkplätze
- Gastronomisches Angebot auch für Betriebsfeste und Familienfeiern
- Sonnenterrasse und Cherusker Schänke
- Veranstaltungsort für Großereignisse (nach Absprache)
- Teuto-Kletterpark
- Wohnmobilhafen
Wir haben übrigens unterwegs im Auto gegessen. Kekse, Obst und Hühnchen (die Reihenfolge lässt mal wieder tief blicken…).
Als es dann anfing zu regnen, sind wir wieder abgefahren. Die Zeit bis zum Abendessen haben wir in der Jugendherberge mit Kickern und Lesen verbracht. Wir haben ein bisschen im Aufenthaltsraum gesessen und uns ab und an einen Tee geholt. Der Raum ist an sich ganz gemütlich, aber das Licht… Ich verstehe ja, dass man Energie sparen will oder muss, aber diese Neondeckenleuchten…
Zum Essen gab es übrigens Putengyros / vegetarisches Gyros mit Tomatenreis, Fladenbrot, Krautsalat und Zaziki, zum Nachtisch Eis.