An unserem letzten Tag im Weserbergland (WBL) war das Wetter wieder etwas freundlicher. Unser letztes Frühstück in der Jugendherberge haben wir so richtig genossen.
Vorher hatten wir schon die Betten abgezogen und den Müll weggebracht. So ist das nämlich wenn man in einer Jugendherberge Urlaub macht, man muss die Betten selber machen, sie beziehen und abziehen und den Müll wegbringen. Im Eingangsbereich der Jugendherberge finden sich dazu mehrere Mülltonnen, denn Mülltrennung ist angesagt. Die Bettwäsche bringt man dann im Wasch- und Fahrradkeller in einen dafür vorgesehenen Wäschewagen. Wir haben dann nach dem Frühstück unsere Sachen zum Auto gebracht und schließlich den Schlüssel abgegeben. Mit dem Herbergsvater (ich glaube das sagt man gar nicht mehr), Herrn Stefan Fasmers, haben wir dann noch ein bisschen geklönt. Ein sehr netter Mann und sehr engagiert. Es ist ja auch noch einiges zu tun in „seiner“ Jugendherberge. Aber das geht eben nicht von heute auf morgen. Überhaupt waren alle Menschen hier sehr nett.
Dann ging es los. Zunächst mussten wir noch einmal in Bodenwerder-City stoppen. Alex wollte unbedingt noch ein paar Steine in die Weser werfen. Das wird wohl sein neues Hobby. Während die beiden Männer also Löcher ins Wasser gemacht haben bin ich noch einmal durch die Stadt gelaufen. Ich wollte noch ein paar Fotos machen. Doch was für eine Veränderung! Überall Menschen! Es war Markttag und wie anders sah Bodenwerder nun aus. Ich habe dann tatsächlich noch ein paar schöne Bilder geschossen.
Zum Abschluss wollten wir noch die Hämelschenburg in Emmerthal bei Hameln besichtigen. Wir waren so gegen 11.15 Uhr dort und die nächste Führung war erst um 12.00 Uhr. Wir hatten also noch viel Zeit. Das Schlosscafé war – natürlich – auch noch bis 12.00 Uhr geschlossen. Wir haben uns daher draußen ein wenig umgesehen. Das Schloss – eigentlich ein Rittergut – und die ehemaligen Stallungen sind durch eine vielbefahrene Straße voneinander getrennt. Man bezahlt dort wo die ehemaligen Stallungen sind den Eintritt und wird dort auch von der Museumsführerin abgeholt. Dann muss man aber die Straße überqueren und da muss man ganz schön aufpassen.
Das Schloss Hämelschenburg gilt als ein Hauptwerk der Weserrenaissance zusammen mit dem restlichen Teil des Gutes und der Kirche ist es eine der schönsten Renaissanceanlagen Deutschlands.
Im 15. Jahrhundert bauten die Grafen von Everstein über dem Tal der Emmer die Burg Hemersen, die später in den Besitz der Ritterfamilie von Klencke überging. Die Hemersenburg wurde gegen Ende des 15. Jahrhunderts zerstört und von der Familie von Klencke wieder aufgebaut. Von da an hieß sie dann auch Hämelschenburg. Das ist eigentlich derselbe Name, nur der Dialekt hat sich ein wenig verändert. Beides bedeutet „Hermann sin Burg“, nach dem ersten Erbauer Hermann von Everstein. Gut 50 Jahre später brannte die Burg vollständig nieder.
Die von Klenckes ließen sich nicht entmutigen und bauten ein neues Schloss. Baumaterial war der damals sehr begehrte Wesersandstein (auch Bremerstein genannt). Bauherren waren Jürgen von Klencke und seine Frau Anna von Holle. Es entstand das Weserrenaissanceschloss, das man noch heute besichtigen kann und zwar als Wasserschloss, also von einem Wassergraben komplett umgeben. Die Bauzeit betrug 30 Jahre, da ist die Elbphilharmonie viel schneller fertig – hoffentlich. Zuerst wurde der Nordflügel fertiggestellt, die beiden anderen Flügel folgten dann nach und nach. Familie von Klencke wohnte solange auf dem Wirtschaftshof.
Die Familie von Klencke schaffte es, dass Schloss und die dazu gehörigen Gebäude durch viele Kriege zu erhalten. Plünderungen fanden auch kaum statt. Im Dreißigjährigen Krieg handelte Anna von Holle persönlich mit dem General Tilly einen Schutzvertrag aus. Die Familie stellte sich auch ausdrücklich gegen die Nationalsozialisten. Und: kam damit durch. Der Ort Hämelschenburg blieb sogar ohne Ortsgruppenleiter. Über dem großen Esstisch hängt noch heute ein vierseitiges Transparent mit folgendem Spruch: „Sup di vull un fret di dick un hol din Mul von Politik“. Das muss man wohl nicht „übersetzen“. Allerdings haben die Nazis die Straße die durch das Gut führte verbreitert und zur Staatsstraße ausbauen lassen… Vielleicht doch eine Art „kleine Rache“?
Im 19. Und 20. Jahrhundert wurde das Schloss modernisiert. Der Wassergraben wurde teilweise zugeschüttet, Wälle beseitigt, das Dach mit Schiefer eingedeckt, Einbau einer Zentralheizung und und und.
Besichtigt werden kann das Schloss übrigens nur im Rahmen einer Führung, die ca. eine Stunde dauert und sehr informativ ist. Hier wird nichts einfach runtergeleiert. Der rechte Flügel (Nordflügel s.o.) wird noch heute von der Familie von Klencke bewohnt und ist der Öffentlichkeit daher nicht zugänglich. Die Führung beginnt bei den ehemaligen Stallungen, man erfährt etwas darüber, wie das Gut heute bewirtschaftet wird und etwas über die zum Gut gehörende St. Marienkirche, in der wir übrigens nicht drin waren. Warum eigentlich?
Man überquert dann die Straße und den Wassergraben und durchschreitet das große Tor. Es folgen Erläuterungen über Baustil, -zeit etc. Besonders die schön gestalteten Wasserspeier werden erwähnt. Eine Geschichte möchte ich aber doch noch erzählen:
Im Schlosspark steht eine Pyramide. Man glaubt seinen Augen nicht trauen zu können, aber die Pyramide wurde wirklich 1855 dort erbaut. Die damalige Schlossherrin Frederike von Meding war an Schwindsucht erkrankt. Sie sollte daher nach Ägypten verschickt werden, da man annahm, dass die trockene heiße Luft sie heilen könnte. Doch die Baronin verstarb bereits auf dem Weg nach Ägypten in Frankreich. Ihr untröstlicher Ehemann ließ ihr daraufhin die Pyramide als Grabmal errichten.
Bei der Besichtigung der Räume bleibt man im Wesentlichen im Erdgeschoss und im Keller, die oberen Räume werden nicht besichtigt. Im Schloss ist das Fotografieren verboten – leider. Alex hat besonders das Richtschwert beeindruckt. Angeblich kam es nur einmal zum Einsatz. Das reicht aber für Spekulationen.
Als wir da waren, hat der Schlossherr am Vorabend seinen Geburtstag gefeiert, und zwar genau in den Räumen, die wir besichtigten. Es roch nach Lagerfeuer, denn die beiden großen Kamine waren befeuert worden. Wer sich auch mal als Schlossherrin oder Schlossherr fühlen will: auf Schloss Hämelschenburg kann geheiratet werden!
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In der Hannoverschen Allgemeinen ist ein schöner Artikel über die Hämelschenburg gewesen. Ich weiß nicht, wie lange der Link noch aktiv ist, aber es lohnt sich den Artikel zu lesen.
Auf dem Parkplatz haben wir unsere Schlossführerin getroffen und sind mit ihr ein wenig ins Gespräch gekommen. Sie macht auch Führungen durch Hameln. Das machten wir nächstes Mal. Sie hat uns noch Stadtpläne von Hameln gegeben und uns einen Tipp gegeben, wo man in Hameln noch nett was essen kann. Nach Hameln sind wir dann auch gefahren.
Wir sind Richtung Rattenfängerhalle gefahren und haben dort in der Nähe auf einem Parkplatz direkt an der Weser geparkt. Kosten: 2,00 EURO. Achtung! Nicht in die Tiefgarage der Rattenfängerhalle fahren, viel zu teuer. Von dort ist es nur ein kurzer Fußmarsch ins „Me Lounge“. Die Adresse ist Am Stockhof 2. Das Lokal liegt direkt an der Weser. Bei schönem Wetter kann man auch draußen sitzen und der Weser beim Fließen zuschauen. Ist nicht die Elbe, aber auch schön. Wir haben alle drei Burger gegessen und die waren richtig lecker. Erst gegen 15.00 Uhr sind wir aufgebrochen und haben uns auf den Rückweg nach Hamburg gemacht.
Es war ein schöner Urlaub. Wir haben viel gesehen, aber noch viel mehr gibt es dort zu sehen. Wir müssen also noch einmal ins Märchenland Weserbergland