Der Hamburger Dom und sein Ursprung

Der Winterdom ist beendet und wir haben es schon wieder nicht geschafft auch nur einmal hinzugehen. Dabei gehe ich gerne auf den Winterdom. Das gehört in die Adventszeit, wie ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt. Karussell fahren ist allerdings nicht – mehr – mein Ding.

Aber wer weiß eigentlich noch warum der Jahrmarkt in Hamburg „DOM“ heißt? Ich wusste es nicht, doch ich will es euch nun verraten.

Es war einmal…

…Vor langer Zeit gab es in Hamburg tatsächlich einen Dom (nicht zu verwechseln mit dem heutigen Marien Dom). Der erste Dom wurde bereits 811 gebaut. Über die Jahrhunderte wurde daran immer wieder gebaut, umgebaut und abgerissen. Um 1400 war dann erstmal genug mit der Bauerei, jetzt war der Dom eine Hallenkirche mit fünf Schiffen. Der gedrungene Turm war eines der Wahrzeichen Hamburgs. Nun gab es aber noch eine an den Dom angrenzende spätgotische Halle mit Säulengängen. Diese Halle wurde „Schappendom“ genannt. Der Hamburger kommt jetzt ins Grübeln: „Schapp? Das kenn ich doch, das is‘ so’n Schrank, oder?“ Richtig. In dieser Halle wurde gehandelt. Unter anderem boten Tischler hier Schränke an und die sind noch heute als „Schapp“ bekannt.

Schon lange wurde im Schutze der Kirchen Handel getrieben. Seit 1337 durften die Händler und Handwerker bei plötzlich einsetzendem Regen oder Schnee in der Kirche Zuflucht suchen. Das war nichts Ungewöhnliches. Irgendwann blieben die Händler aber einfach im Schappendom. Vor allem als der Dom nach der Reformation stark vernachlässigt wurde. Der Dom verfiel immer mehr, überall Spinnweben und Staub, unheimlich war es. Im Schappendom tobte dagegen das Leben. Immer mehr Händler schlugen ihre Stände auf. Es gab hier praktisch alles zu kaufen – an einem einzigen Ort. Hamburgs erste Einkaufspassage?

Acht Tage vor Weihnachten begann dann jedes Jahr der Christmarkt.

Im Flackerschein der Talglichter drängte man sich zwischen den Ständen hindurch und zerrte dabei die Kinder hinter sich her. Taschendiebe machten Beute. Die Besucher stärkten sich mit Würstchen beim Garkoch und mit Punsch beim Schankwirt.“

(Aus: Hamburg von Edith Oppens, Prestel-Verlag München 1981)

Sehr schön ist das auch in einem Buch von Petra Oelker beschrieben: „Drei Wünsche – Eine Weihnachtswundergeschichte“, erschienen bei rororo (6,99 Euro). Passt jetzt herrlich in die Zeit und die 125 Seiten sind schnell gelesen.

Um 1803 trat der Kurfürst von Hannover (dem die Kirche mittlerweile gehörte) den Dom an Hamburg ab. Der Senat beschloss den Abbruch, der dann aber noch mehrere Jahre dauerte. Was aber überlebte, war das Volksfest, der Christmarkt, der nun nach seinem Ursprungsort „DOM“ genannt wurde. Es dauerte aber noch einige Zeit, bis der DOM seinen endgültigen Platz auf dem Heiligengeistfeld erhielt, mehrfach wurde er verlegt. Die Handwerker waren inzwischen verschwunden. Zu den auf Backwaren spezialisierten Händlern kamen nun Schausteller aller Art hinzu. Schießbuden, Karussells, Zuckerzeug, Schmalzgebäck, alles was man auch heute noch auf dem DOM findet.

Junge Leute des Großbürgertums machten sich einen Spaß daraus, in Cliquen auf den DOM zu gehen und sich hinterher fröhlich beim Grog aufzuwärmen. Im puritanischen Hamburg von Vorgestern war es sogar erlaubt, dass die jungen Mädchen ohne ältere Beschützer mitmachten.

(Aus: Hamburg von Edith Oppens, Prestel-Verlag München 1981)

Damals gab es auch nur den einen DOM, zur Weihnachtszeit. In der Kaiserzeit begann der DOM am ersten Sonntag im Dezember und endete am 26. Dezember. Erst später kamen der Frühjahrs- und der Sommer-DOM hinzu.

Bei Sagebiel (das kriegen wir später) gab es zur Kaiserzeit ein Riesen-Dom-Programm mit zwölf Tango-Girls aus Argentinien, einer Hungerkünstlerin und einem internationalen Damen-Ringkampf. Diese Vorführungen fanden in allen sechs Sälen statt.

„Was der Papst für‘s heilige Rom,
ist für Hamburg jetzt der Dom.
Traurig ist der Schluss im Jahr
dem, der nicht im Dome war.“

(Quelle: Hamburg zu Kaisers Zeiten von Edith Oppens, Hoffmann und Campe 1976)

Wenn das kein Schlusswort ist…

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