Sifnos… Poesie des Lichts

Am 15.07.2016 war ich mit meinem Mann zur Eröffnung der Ausstellung Sifnos im Museum für Völkerkunde in Hamburg.

Leider konnten wir an dem Vortrag, der auf die Ausstellung vorbereiten sollte, nicht teilnehmen, weil die Veranstaltung total überfüllt war. Eigentlich sollte der Vortrag auch nur ca. 30 Minuten dauern, aber wie das eben so ist, es dauerte länger und so mussten wir am Ende ca. eine Stunde warten.

Aber das Warten hat sich gelohnt! Die Ausstellung wurde im Europasaal im ersten Stock des Museums aufgebaut. Der Raum ist groß und hoch und komplett weiß gestrichen. Passt also perfekt zu den weißen Fassaden der Insel Sifnos.

Insel Sifnos (1) Insel Sifnos (2) Sifnos Überlick Ausstellung

Doch bevor ich ins Detail gehe, erstmal alles auf Anfang:

Sifnos (griechisch: Σίϕνος) ist eine griechische Kykladeninsel und liegt ca. 130km südöstlich von Athen in der Ägäis. Die Insel ist ca. 20km² kleiner als die Insel Sylt. Auf Sifnos leben ca. 2.570 Menschen.

Doch was macht nun diese kleine Insel so interessant, dass das Museum für Völkerkunde ihr eine Ausstellung widmet?

Zum einen ist es wohl die Lage im ägäischen Meer und die Tatsache, dass sich in dieser relativ abgeschlossenen Gesellschaft viele Traditionen erhalten haben. Insbesondere die Töpferei ist hier zu nennen. Die Töpfer der Insel Sifnos brauchen wohl praktisch nur ein paar Schritte zu gehen und können ihr Arbeitsmaterial einfach ausgraben. Seit Jahrhunderten wird hier getöpfert, und auch heute noch erfreuen sich die Töpferwaren einer großen Beliebtheit. Das Handwerk wird von Generation zu Generation weiter gegeben.

Die Gebäude ziehen bereits seit mehreren Jahrzehnten Architekten und Architekturstudenten an. Wegbereiter dafür war Professor Friedrich Wagner. Was die Architekten an Sifnos interessiert, ist die Tatsache, dass auf dieser Insel bei jedem Bauwerk die Bedürfnisse der Menschen im Vordergrund stehen. Witzig fand ich die sogenannte Eselecke. Da wurde eine Hausecke „abgeschnitten“, damit Esel mit Ladung einfacher um die Ecke kommen, ohne hängen zu bleiben.

Sifnos Eselecke

Eine weitere wichtige Tradition ist der christlich-orthodoxe Glaube auf Sifnos. Es wurde einmal behauptet, auf Sifnos gäbe es 365 Kirchen, für jeden Tag im Jahr eine. Laut einer Zählung sind es aber „nur“ 237 Kirchen. Bei einer Einwohnerzahl von 2.570 Menschen ist das aber immer noch sehr viel. So ist auch den Kirchen auf Sifnos ein Bereich gewidmet.

Die weißen Häuser, die blauen Kuppeln der Kirchen, Sonne und Meer zaubern dazu eine Stimmung, die Maler und Fotografen ins Schwelgen geraten lässt. So befinden sich in der Ausstellung unendlich viele Fotos und Zeichnungen von Sifnos.

Sifnos Fotos

Der große Raum wurde in mehrere Bereiche abgeteilt, in die man durch relativ enge Durchgänge gelangt. Man fühlt sich dann ein bisschen wie auf den Straßen von Sifnos. Zum Teil bestehen die Wände aus Holzgerüsten, die mit Stoff durchwoben wurden. Man wird also nicht etwa erdrückt. Der kleine nachgebildete Kirchenraum hat jedoch bei einer Dame, die offenbar klaustrophobisch war, einen Fluchtreflex ausgelöst. Das mag aber auch daran gelegen haben, dass es an diesem Abend sehr voll war.

Sifnos Aufbau (1) Sifnos Aufbau (2)

Es wurden Teile einer Hausfassade inklusive Tür und Fenster nachgebildet, den Kirchenraum hatte ich ja bereits erwähnt und auch die blauen Kuppeln der Kirchen finden sich in der Ausstellung wieder. Sie hängen als „Sehnsuchtskuppeln“ von der Decke, und man kann sich unter sie stellen. Im Inneren der Kuppeln befinden sich Kollagen mit Fotos von Sifnos und am Fußboden sind Grundrisse einiger Kirchen aufgemalt.

Die Fenster des Raumes sind auf verschiedene Art verdeckt, so wird für eine ganz eigene Stimmung gesorgt.

Das Design der Ausstellung stammt von Vivian Graé. Sie ist Absolventin der Hochschule Ostwestfalen-Lippe und war mit einigen Kommilitonen und der Professorin und Diplomingenieurin Eva Filter (von ihr stammen die ausgestellten Aquarelle) auf Sifnos. Jeder Student hat ein Konzept für die Ausstellung entwickelt, das von Vivian Graé wurde dann ausgewählt. Natürlich waren noch weitere Personen beteiligt.

Sifnos Impressum

Ich finde die Ausstellung sehr gelungen. Man bekommt wirklich ein Gefühl für die Insel Sifnos. Schön fand ich auch, dass bei der Ausstellungseröffnung viele Griechen anwesend waren. Immer wieder konnte man griechische Wortfetzen aufschnappen. Auch ein Priester von Sifnos war anwesend.

Angesichts des Werteverfalls in unserer westlichen Welt fasziniert einen diese scheinbar „heile Welt“ schon sehr. Immer wieder hat man Besucher gehört, die gerade das so schön fanden und von der Architektur geschwärmt haben. Ich wage jedoch zu bezweifeln, dass diese Menschen das auch in ihrem Alltag noch schön fänden. Bereits in einer Reihenhauszeile kann man beobachten, wie innerhalb kürzester Zeit hohe Zäune zum Nachbarn errichtet werden und über jedes laute Geräusch Buch geführt wird. Ob das wohl auf Sifnos auch so ist? Und so schön alle auch die Kirchen fanden, wer geht hier bei uns noch regelmäßig in die Kirche? Auch hier gibt es nämlich sehr schöne Kirchen.

Vielleicht machen sich einige Besucher ja auch solche Gedanken über das Zusammenleben und das Wahren von Traditionen. Dann hat sich Ausstellung schon gelohnt. Ich werde auf jeden Fall noch einmal hingehen.

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Ach ja, eine Reise nach Sifnos kann man im Museum leider nicht buchen…

Das Museum für Völkerkunde befindet sich in der
Rothenbaumchaussee 64 (U-Bahn Hallerstraße)

Die Ausstellung ist noch bis zum 2. Juli 2017 zu sehen.

Öffnungszeiten:
Di-So 10 bis 18 Uhr
Do. bis 21 Uhr

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2 Responses to Sifnos… Poesie des Lichts

  1. Moin Sibylle, toller Lesestoff! Vielen Dank für diesen wunderbaren Blogbeitrag zu unserer Ausstellung! Viele Grüße aus dem Museum für Völkerkunde Hamburg!

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