Am vergangenen Wochenende hatten wir (also eigentlich Alex) die ersten Hockey-Spiele in der Halle. Die Knaben A des THC Horn Hamm spielen diese Saison in der Verbandsliga gegen Itzehoe, Elmshorn, die 3. Mannschaft des Club an der Alster und die 4. Mannschaft des UHC. Horn Hamm war Ausrichter, gespielt wurde im altehrwürdigen Christianeum.
Ich kannte die Schule bisher nur vom Hörensagen und war gespannt, wie es dort aussehen würde. Ich kann das erstmal wieder nur mit meinem Lieblingsspruch von Heinz Erhardt beschreiben: „Hübsch hässlich habt ihrs hier“. Aber gut, ich hatte ganz etwas anderes erwartet (irgendeinen alten Backsteinbau) und außerdem ist dort gerade eine große Baustelle, denn es wird saniert. Das ist auch dringend nötig, denn die Schule ist ein wenig in die Jahre gekommen. Doch von Anfang an:
Das Christianeum gibt es bereits seit 1683, nur hieß es damals noch nicht so. Damals wurde in Altona, das außerdem noch zu Schleswig-Holstein gehörte und unter dänischer Herrschaft stand (s. der Beitrag über den Grenzstein), die erste Lateinschule gegründet. Ende des 17. Jahrhunderts hatte Altona übrigens gerade mal etwas über 1000 Einwohner. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde dann ein neues Gebäude für die Lateinschule gebaut, nachdem das alte von den Schweden eingeäschert worden war, die Friedrichschule (nach dem Taufpaten der Stadt Altona, König Friedrich III. aus Dänemark, der am 23. August 1664 die Stadtrechte verlieh) war geboren. 1738 gilt heute als das offizielle Gründungsjahr des Christianeums, das seinen Namen vom dänischen König Christian VI. hat.
Das barocke Mittelportal mit der Jahreszahl 1721 und der Inschrift „IN FINE LAUS“ (am Ende das Lob) steht noch heute am Eingang des Christianeums. Es ist insgesamt zweimal umgezogen. 1936 zog die Schule nach Othmarschen in die Behringstraße, die damals noch Roonstraße hieß. Das alte Gebäude war einfach zu klein geworden. An der Behringstraße gab es einen Rohbau, der eigentlich eine Akademie für Lehrerfortbildung werden sollte und auch fast fertig war. Die Wirtschaftskrise verhinderte die Fertigstellung, und später wurde das Gebäude dann für das Christianeum fertiggestellt. Das alte Portal wurde mitgenommen. Dieser Bau war bauhausinspiriert, aber immerhin ein Backsteinbau. Das entnehme ich jedenfalls dem einzigen Bild, das ich finden konnte.
Am 19.04.1971 zieht die Schule erneut um. Es geht in das zu etwa zwei Dritteln fertig gestellte neue Gebäude in der Otto-Ernst-Straße um. Dort, wo die Schule bisher stand, war nun ein Zufahrtsweg für den Elbtunnel geplant. Wieder wird das alte Portal „mitgeschleppt“. Dieser Neubau wurde von Arne Jacobsen (das ist der mit den „Ameisenstühlen“) geplant. Die Fertigstellung 1972 hat er jedoch nicht mehr miterlebt, er starb ein Jahr zuvor. So kommt es, dass diese alte Schule in einem Neubau wohnt. Und dieser Neubau ist dazu noch ziemlich abgewohnt.
Ein Vater (Hockey, Ihr erinnert euch) erzählte uns, dass die Schule in den 70ern als Vorzeigeschule galt, alles war vom Neuesten und Feinsten. So auch die Turnhalle, die jetzt allerdings eine Auffrischung vertragen könnte.
Auch immer mit umgezogen ist die große Bibliothek der Schule. Während des zweiten Weltkrieges wurden die ca. 30.000 Bände ausgelagert und konnten so gerettet werden. 1945/46 erhielt die Staats- und Universitätsbibliothek – die erhebliche Verluste durch Bombenschäden erlitten hatte – ca. 10.000 Bände (andere Quellen sprechen von fast der Hälfte der Bücher) vom Christianeum. Bei Wikipedia steht, sie wurden abgegeben, auf der Schulseite wird gesagt, sie wurden konfisziert…
Neben dem alten Portal von 1721 steht noch eine Bronzeskulptur am Eingang, auf der alle drei Schulgebäude des Christianeums abgebildet sind.
Die Geschichte des Christianeums ist interessant zu lesen, und ich könnte hier noch seitenweise über die Schule schreiben, aber ich habe mir nur die Gebäude vorgenommen, damit es nicht zu viel wird. Wer mehr erfahren will, wird auf der Seite des Christianeums oder auch bei Wikipedia fündig.
In diesem Jahr (2014) haben der Chor und Chorleiter des Christianeums übrigens an einem Wettbewerb teilgenommen, bei dem es darum ging, die neue Altonaer Hymne zu finden. Was soll ich sagen, das Christianeum hat gewonnen. Einen Link zum Bericht über den Wettbewerb mit Text der neuen Hymne und einem Film gibt es hier.
Ach ja, wir waren ja zum Hockey in der Schule. „Unsere“ Mannschaft hat ihre beiden Spiele klar gewonnen. Insofern war es ein sehr erfolgreicher Tag.
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