Kugeln aus der Kugelmühle (Blogparade)

Die Blogparade von Andrea Welz zum Thema Reisesouvenirs hat mich sofort angesprochen. Das Souvenir (eigentlich sind es zwei), das ich vorstellen möchte, gehört eigentlich meinem Sohn Alexander. Der hat ein Faible für alles, was man auf dem Boden finden kann. Dazu gehören neben Muscheln auch Steine. Wir haben Unmengen von Steinen zu Hause, denn in den Alpen, wo wir die letzten fünf Urlaube verbracht haben, liegen viele Steine herum. Man kann dort aber auch an jeder Ecke Steine und Mineralien kaufen, und das ist für einen Jungen fast wie das Paradies. Etwas Besonderes haben wir aber in der Nähe von Marktschellenberg gefunden: Kugeln aus Marmor.

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Bei Marktschellenberg am Fuße des Untersbergs und am Eingang zur Almbachklamm befindet sich die älteste erhaltene Kugelmühle Deutschlands. Seit 1683 werden hier grobe Marmorbrocken mit Wasserkraft in edle Kugeln verwandelt und die liegen so schön glatt in der Hand, dass man einfach welche haben muss. Seit 1880 ist die Kugelmühle in Familienbesitz, seit 1907 gibt es die Ausflugswirtschaft. Im Gasthaus gibt es eine kleine Ausstellung von verschiedenen Steinen und Fossilien aus der Gegend. Am Kiosk daneben kann man Versteinerungen, Mineralien und eben auch die wunderschönen Kugeln kaufen. Wie sich viele vielleicht schon gedacht haben, ist die braune Kugel aber wohl nicht aus der Kugelmühle. Bei dem Stein handelt es sich nämlich um ein Tigerauge, dass sicher nicht aus der Klamm kommt.

Die Kugelmühle wird heute von Friedl Anfang betrieben, der noch immer regelmäßig in die Klamm steigt, um nach geeigneten Steinen zu suchen. Er ist der letzte seiner Zunft. Dank der Touristen, die die Kugeln gerne als Souvenir kaufen, kann die Mühle weiter betrieben werden.

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Früher wurden die Kugeln per Schiff in alle Welt verschickt. Sie wurden auch gerne befördert, denn auf den Segelschiffen waren die Kugeln der beste Ballast: großes Gewicht bei wenig Raum. 1921 war damit aber Schluss. Die letzten Kugeln gingen nach London.

Doch wie entstehen die schönen Einzelstücke? Wie gesagt, steigt Friedl Anfang regelmäßig in die Klamm, um nach geeigneten Steinen zu suchen. Diese werden dann grob behauen, damit sie gleichmäßig und nicht allzu eckig sind. Dann kommen die Brocken in die Mühle. Die Mühle besteht aus einem Schleifstein, auf dem die Drehscheibe und das Wasserrad befestigt sind. Der Schleifstein besteht aus hartem Sandstein vom Obersalzberg. In diesem Schleifstein ist eine Rinne, in der die Steine liegen bzw. laufen. Dann kommt oben drauf die Drehscheibe aus Buchenholz, auf der das Wasserrad (Lärchenholz) befestigt ist. Dann wird Wasser auf die Mühle geleitet. Dies geschieht über mehrere bewegliche Holzrinnen. So können die einzelnen Mühlen ein- bzw. ausgeschaltet werden. Wer jetzt warten will, bis die Kugeln fertig sind, braucht viel Zeit. 2-8 Tage (je nach Größe der Steine) dauert es bis die Kugeln fertig sind. Danach werden sie natürlich noch poliert bis sie schön glatt und glänzend sind. Die Kugelmühle ist von Mai bis Oktober im Betrieb.

Die Kugelmühle liegt am Eingang zur Almbachklamm, einer der schönsten Schluchten in den bayerischen Alpen. Wer einmal die Klamm durchwandern möchte, muss ca. 3km gehen, 200 Höhenmeter überwinden. Es geht durch einen Tunnel, über 29 Brücken und 320 Stufen wollen erklommen werden. Der Steig wurde 1894 innerhalb nur eines Monats von Soldaten der 2. und 4. Kompanie des Ingolstädter Pionierbataillons errichtet. Und wird seither instand gehalten. Oft wird die Klamm durch Hochwässer bei der Schneeschmelze oder Sommerunwettern zerstört und ist dann längere Zeit nicht begehbar.

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Weitere Sehenswürdigkeiten – neben dem Wasser – sind die 114m hohen Sulzerwasserfälle und die Theresienklause. Die Theresienklause ist eine 14m hohe Staumauer – kein Gasthaus wie immer wieder Wanderer vermuten. Dahinter konnten bis zu 15.000m³ Wasser für die Holztrifft aufgestaut werden. Bis 1963 wurden so Baumstämme von bis zu 4,5m Länge durch die Flutwelle ins Tal befördert. Viele Ziele bieten sich zum Weiterwandern an.

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Wer einmal in der Nähe ist, muss hier einfach hin.

Ein Souvenir aus der Almbachklamm konnten wir nicht mitnehmen: IMG_1991

 

Wer jetzt noch ein bisschen Lust auf weitere Infos hat: Hier findet man einen schönen Film aus der Almbachklamm. Und hier einen über die Kugelmühle.

Wer neugierig ist, was es im Berchtesgadener Land sonst noch tolles gibt wird beim WDR fündig. Die Sendung Wunderschön zeigt 90 Minuten aus dem BGL.

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