Jedes Jahr am ersten Maiwochenende findet in Jork im Alten Land das Blütenfest statt. Zu diesem Zeitpunkt ist die Kirschblüte in vollem Gang und die Apfelblüte beginnt gerade. Dieses Jahr konnte sogar drei Tage gefeiert werden, da an diesem Wochenende auch gleichzeitig am Freitag der Maifeiertag war.
Auf der Seite des Tourismusverein Altes Land kann man die Termine für die nächsten Jahre sehen und noch viele andere nützliche Dinge. Auch ein Blütenbarometer gibt es.
Wir waren erst spät am Samstag losgekommen, kamen aber gerade rechtzeitig zum Festumzug. Schon die Fahrt nach Jork ist übrigens herrlich. Sobald man an den ersten Obstplantagen vorbei kommt, kann man die Obstblüte bewundern, kilometerweit.
Anders als bei der Heidekönigin, fuhr die Altländer Blütenkönigin gleich im ersten Wagen. Damit hatte ich nicht gerechnet und wurde praktisch kalt erwischt. Außerdem saß die junge Dame auf der falschen Seite, so hatte ich immer irgendeinen Kopf oder eine Hand vor der Linse. Sehr schade. Aber man kann sie doch erkennen. Die Blütenkönigin trägt die Altländer Brauttracht mit dem Flunk-Kranz, so nennt man die schöne Blütenkrone. Nicht jede Braut kann und konnte sich einen solchen Flunk-Kranz leisten und so gab es häufig einen für das ganze Dorf, den man dann für die Hochzeit leihen konnte.
Ich interessiere mich mittlerweile sehr für die Trachten, die um Hamburg herum getragen wurden und finde es schade, dass man sie so selten sieht. Auf der Seite der Altländer Trachtengruppe kann man einiges über die Tracht des Alten Landes erfahren und es gibt auch viele schöne Fotos.
Was einem sofort auffällt, ist die Kopfbedeckung. Kein einziges Haar schaut hervor (bei den Kindern ist das anders). Die Haare werden unter Haarband, Kopftuch und Kappe versteckt und es heißt, dass so mancher Ehemann erst in der Hochzeitsnacht die Haarfarbe seiner Frau erfahren hat.
Die schwarze Tracht (die auf den Fotos gar nicht zu sehen ist) ist nicht etwa für die älteren Frauen oder gar Witwen, sondern für die jungen Mädchen. Die bekamen die komplett schwarze Tracht zur Konfirmation und trugen sie bis zur Hochzeit. Erst danach trug man den roten Rock mit der weißen Schürze.
Auch der wunderschöne Schmuck fällt einem natürlich sofort ins Auge. Die Perlen der Ketten sind übrigens wie die Knöpfe aus Silber, filigran gearbeitet. Unbedingt mal auf die oben bereits genannte Webseite gehen, es lohnt sich. Dort erfahrt ihr dann auch etwas über die Tracht der Männer, die mit den Kniebundhosen und der kurzen Jacke eher schlicht daher kommt.
Was trägt / trug Frau übrigens unter der Tracht? Auch das erfahrt ihr dort. Die lange Unterhose hieß übrigens „Freischieter“. Das muss man nicht erklären, oder? Ihr merkt schon, meine Begeisterung kennt keine Grenzen.
Der Zug war übrigens zum Glück nicht so lang wie der bei der Heidekönigin. Alles was im Alten Land an Vereinen zu finden war, war vertreten: Schützen und Schützenkönige, Tanzgruppen, Theatergruppen, Kindergärten und diverse andere Prinzessinnen und Königinnen.
Zum Schluss gab es dann auch noch etwas für die Männer zu sehen: historische Feuerwehrautos, Trecker und andere schwere Maschinen.
Auch REWE war vertreten. Als dann ein REWE-Bollerwagen vorbei kam, stürzten sich alle Kinder wie wild darauf. Süßigkeiten, dachten wir, es waren aber Tüten mit Stickies, diese kleinen Gummidinger mit Saugnapf, zum Sammeln…
Drumherum gab es dann noch die üblichen Freß- und Saufbuden sowie verschiedene Verkaufsstände. Der übliche Jahrmarkt eben. Die Cafés und Restaurants waren total überfordert, der Kuchen zum Teil schon um 15 Uhr aus. Natürlich gab es auch einige Bühnen, bei einer haben wir beim Volkstanz zugesehen. Es handelt sich hier um den Neustädter Volkstanzkreis aus Neustadt / Holstein. Die Tänzer tragen die sogenannte Testorfer Tracht. Auch hier kommen die jungen Mädchen bei der Hochzeit „unter die Haube“. Unverheiratete Mädchen tragen ein sogeanntes Kopfplättchen aus Samt, die Bänder hängen locker herunter, hier kann man also noch „anbandeln“. Bei der Heirat bekommen sie dann die Haube aus Samt und sind so wörtlich unter der Haube.
Wir wollten eigentlich irgendwo schön Spargel essen… Gefunden haben wir aber nur zwei Griechen, ein Restaurant mit geschlossener Küche (Koch krank?), einen Dönerimbiss und ein Lokal, dass innen so verqualmt war und so düster, dass ich da nicht wirklich essen mochte. Zur Mühle hätten wir noch ein ganzes Stück laufen müssen. Ob das alles war?
Wir sind dann jedenfalls mit dem Auto weiter gefahren auf der Suche nach einem späten Mittagessen, doch das ist eine andere Geschichte…
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