Mit diesem Beitrag schildere ich unsere erste große Wanderung bei unserem ersten Urlaub in Bayerisch Gmain. Sie fand also bereits 2010 statt. Damals hatte ich aber noch keinen Blog. Da diese Wanderung für uns aber von besonderer Bedeutung ist, und unsere Erkenntnisse auch für andere Wanderanfänger hilfreich sein könnten, möchte ich sie hier einmal kurz schildern.
Anhand der Bilder kann ich den Ablauf noch einigermaßen nachvollziehen. Es war unser zweiter Tag in Bayern, das Wetter war toll und nach einem gemächlichen Start in den Tag entschlossen wir uns, auf den Predigtstuhl zu fahren. Gegen 12.15 Uhr (also ziemlich spät) fuhren wir mit der Seilbahn auf den Berg. Wir sind dann – wieder ganz gemütlich – auf den Gipfel des Predigtstuhls gestiegen, haben das – damals noch nicht bewirtschaftete – Restaurant angesehen und bedauert, dass dort kein Betrieb ist. Von hier oben hat man übrigens einen phänomenalen Blick auf den Hochkalter und den Blaueisgletscher.
Gaaaanz langsam – oder suutje, wie der Hamburger sagt – sind wir dann Richtung Schlegelmulde weiter gewandert, wo wir um ca. 13.00 Uhr ankamen. Bei herrlichstem Sonnenwetter haben wir gegessen und getrunken (Weizenbier) und den Gleitschirmfliegern zugesehen.
An der Talstation hatten wir uns eine Karte mit Tourenvorschlägen mitgenommen. Dort waren auch die Gehzeiten angegeben. 2,5 Stunden bis Dreisesselberg. Das erschien uns machbar, große Aufstiege gab es ja nicht, den größten hatten wir bereits mit der Seilbahn „gemacht“. Nach ca. einer Stunde brachen wir auf. Jetzt war es also schon 14.00 Uhr.
Es war dann doch anstrengender als gedacht. Ich spürte die fehlende Kondition überdeutlich, während Alex wieselschnell durch die Gegend hüpfte. Er bewegte sich dort mit einer Sicherheit, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Ärgerlich nur, dass er dauernd auf seine „alte Mutter“ warten musste. Meine Wanderstöcke hatte ich damals leider noch nicht. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass wir länger als die angegebenen 2,5 Stunden gebraucht haben. Zum einen haben wir auch noch andere Gipfel (Hochschlegel und Karkopf) „mitgenommen“, zum anderen haben wir oft die Aussicht genossen und fotografiert, es war ja alles noch neu für uns. Ich habe besonders oft die Aussicht genossen, ich konnte einfach nicht so schnell.
Bei den Gehzeiten handelt es sich – wie der Name schon sagt – um die Zeit, die man geht! Pausen muss man dann dazu rechnen. Die Zeit wird gemessen an Menschen, die zügig wandern. Zügig! Damit ist kein gemütliches Umherschlendern oder gar Spazierengehen gemeint! Wir waren alles andere als zügig. Langsam wurde uns auch klar, dass wir die letzte Seilbahn (ca. 17.00 Uhr) nach unten nicht mehr schaffen würden.
Wir erinnerten uns, dass es auch eine Tour bis hinunter nach Hallthurm gibt. Gehzeit 4-5 Stunden. Von dort sollte auch ein Bus fahren. Also gingen wir weiter. Habe ich eigentlich erwähnt, dass wir kein Sonnenschutzmittel dabei hatten? Nein? Das haben wir danach nie wieder vergessen! Außer den Latschen gibt es dort oben keine Vegetation, also keinen Schatten und die Sonne lachte nur so vom Himmel. Die Intensität ist im Gebirge auch viel höher als im Flachland. Die Gesichter waren einigermaßen geschützt durch die Schirmmützen, aber die Arme waren hinterher gnadenlos verbrannt.
Außerdem wurden wir dauernd von Wanderern überholt. Das war das Tempo, das man hier brauchte. Seit uns zwei Schweizer im Laufschritt mit Wanderstöcken mit einem fröhlichen Grüezi überholten, haben wir versucht, diese Heiterkeit bei späteren Wanderungen zu übernehmen: ebenfalls mit Stöcken hieß das Bergablaufen bei uns nur noch „hopp Schwyz!“.
Gegen 17.00 Uhr waren wir dann endlich in Höhe der „Steinernen Agnes“. Das Foto von der Steinernen Agnes ist dann auch eines der letzten. Der Abstieg erfolgt jetzt fast ausschließlich durch Wald. Bäume verstellen den Blick und die schier endlos erscheinenden Serpentinen verlangten uns alles ab. Daher keine Fotos. Dachten wir bisher „runter geht einfach“, so wurden wir nun eines Besseren belehrt: Knie und Oberschenkel schrien um eine Pause, doch es war spät geworden, eine Pause war nicht mehr drin. Wir hatten jetzt auch fast nichts mehr zu trinken. Zwar konnten wir unterwegs einmal nachfüllen, aber wir hatten für uns drei und bei der Wärme einfach viel zu wenig mitgenommen.
Möglicherweise haben wir irgendwo eine Abzweigung verpasst, jedenfalls waren wir erst gegen 19.00 Uhr am Parkplatz „Schlafende Hex‘“. Die Sonne stand schon recht tief und die Mücken fingen an uns zu piesacken. Bis hierher waren wir übrigens ca. 18km gelaufen…
Wir hatten keine Ahnung, wie weit es noch bis zum Bus ist und ob überhaupt noch einer fährt. Ich war total erledigt und weigerte mich, auch nur noch einen Schritt zu gehen. Wir beschlossen daher, im Hotel anzurufen und Herrn Unterrainer zu bitten, uns ein Taxi zu schicken. Herr Unterrainer kam uns persönlich abholen. Welch ein Glück!
Er brachte uns direkt zum „Haus des Gastes“, wir wollten lieber erst etwas essen und dann duschen und ins Bett. Ich weiß nicht mehr, was die anderen gegessen haben, aber ich hatte mir Käs‘-Spatzen bestellt, ohne schlechtes Gewissen. Wenn nicht nach dieser Tour, wann sonst darf man so eine Kalorienbombe essen? Doch ich war so erledigt, dass ich gar nicht viel essen konnte. Nach dem Essen kam ich kaum noch auf die Beine. Mühsam schleppte ich mich ins Hotel. Gott sei Dank lag unser Zimmer im Erdgeschoss.
Ich habe nicht gut geschlafen damals. Erstens war ich zu erschöpft, zweitens tat mir jeder Muskel weh. Ich konnte nach dieser Wanderung zwei Tage nicht mehr richtig gehen, mir tat wirklich jeder Muskel weh. Am Tag darauf sind wir zum Keltenblitz gefahren, einer Sommerrodelbahn. Man fährt mit einer Seilbahn rauf. Noch einen Tag später waren wir dann in Bad Ischl in der Kaiservilla. Die Treppen dort waren noch immer eine Herausforderung für mich. Besonders wenn es nach unten ging.
Die beschriebene Tour findet sich übrigens auch im Hikeline Wanderführer Berchtesgadener Alpen (Tour 50 Lattengebirge) allerdings ohne Besteigung des Dreisesselbergs und des Karkopfes.
Fazit:
Beim Wandern in den Bergen sollte man beachten, dass die Gehzeiten für gut trainierte Wanderer gelten und zwar ohne Pausen, die müssen natürlich dazu gerechnet werden. Wandern ist zügiges Gehen und kein Spazierengehen! Bei Steigungen ist man möglicherweise, je nach Kondition, auch mal langsamer, das sollte man einplanen. Wenn man ein Schiff oder eine Seilbahn erreichen muss, sollte man den aktuellen Fahrplan kennen und versuchen, nicht auf die letzte Minute anzukommen.
Ausreichend Wasser mitnehmen. Man sollte sich auch informieren, ob man unterwegs die Möglichkeit hat, z.B. an einer Hütte sein Wasser nachzufüllen. Pausen auf der Hütte einplanen und bei der „Gehzeit“ berücksichtigen. Für uns gilt seither: kein Alkohol während einer Wanderung! Ausreichend Proviant mitnehmen, sofern man nicht auf einer Hütte einkehren kann.
Immer Sonnenschutzmittel dabei haben. Man sollte aber auch immer auf Regen eingestellt sein, man kann nie wissen.
Wanderstöcke können für ältere Wanderer oder Wanderer mit schlechter Kondition eine Hilfe sein. Das ist auch ein bisschen Geschmackssache. Mir helfen sie, die Knie zu entlasten. Man sieht aber auch immer häufiger junge Wanderer mit den praktischen Stöcken. Wenn man sie nicht braucht, können sie auch im oder am Rucksack verstaut werden.
Man sollte ehrlich mit sich selbst sein und sich nicht selbst überschätzen. Wer noch nie in den Bergen war, sollte langsam anfangen und sehen, wie man mit den angegebenen Gehzeiten zurechtkommt. Es ist keine Schande einfach umzukehren, wenn man nicht mehr kann oder merkt, dass die Tour zu anstrengend ist oder man Angst hat.
Gut ist es auch, wenn man im Hotel Bescheid sagt, wohin man gehen will. Falls mal etwas passiert, ist da jemand, der weiß, wo man sein könnte.
Und schließlich: Zieht euch doch um Himmels willen vernünftiges Schuhwerk an. Auf den Fotos kann man manchmal sehen, wie der Weg beschaffen ist. Mit Turnschuhen kommt man hier nicht wirklich weiter. Mein Tipp: Wanderstiefel! Stiefel! Damit hat man einfach besseren Halt. Selbst wenn man mal wegknickt, hält einen der Stiefel und schütz vor schwereren Verletzungen. Die Sohle bewahrt einen vor dem Rutschen. Gerade beim Bergabgehen ist das wichtig. Es ist schon so anstrengend genug! Wenn man sich dann nicht darauf verlassen kann, dass der Fuß sicher steht… Außerdem spürt man in diesen Schuhen nicht gleich jeden Stein, auf den man tritt.
Wir haben immer wieder Wanderer mit Sandalen, Turnschuhen, Sneakers und Barfußschuhen gesehen. Es mag Leute geben, die darauf gut laufen können, in den Bergen halte ich davon aber nichts. Immer wieder muss die Bergwacht ausrücken, um solche Leichtsinnigen zu retten.
Also, geht in ein Geschäft für Outdoorprodukte und lasst euch beraten. Sagt bitte auch wohin ihr geht. Natürlich kann man mit Wanderschuhen auch wandern, aber im Hochgebirge braucht man einfach andere Schuhe mit festerer Sohle. Damit wäre man dann am Alsterwanderweg wohl overdressed.
Gutes Schuhwerk hatten wir immerhin von Anfang an. Auch Alex. Er bekommt jedes Jahr neue Schuhe, denn seine Füße wachsen ja noch.
Wer jetzt Lust auf mehr bekommen hat, kann auf der Webseite „Verwandert“ tolle Informationen zu Touren, Unterkünften und mehr finden.